770

Erste urkundliche Erwähnung von Fritzdorf

Am 11. Dezember 770 wurde Fritzdorf nachweislich zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Fritzdorf hieß zum Zeitpunkt der ersten Erwähnung Frigbodesdorph, wurde aber in der Überschrift der entsprechenden Urkunde Frigbodesdorphe geschrieben. Das Original der Urkunde war in lateinischer Sprache verfasst und ist verloren gegangen. Eine Abschrift ist jedoch im 1175 niedergeschriebenen und 1190 angelegten Urkunden- und Güterverzeichnis des Klosters Lorsch, dem „Lorscher Codex“ (lat. Codex Laureshamensis) enthalten.

 

Das Ursprungsland der Dorfgründer lag in Aquitanien, in der Nähe von Poitiers. Es waren Angehörige der gisil-Gruppe, die zu den führenden Beratern des Königshauses gehörten. Ein herausragender Vertreter dieser Familie war Bodegisil, der einer ripuarischen Herzogfamilie angehörte. Er gab verschiedenen Orten seinen Namen. Um den Ortsnamen von Fritzdorf besser unterscheiden zu können, schließlich gab er auch dem Ort Bodendorf seinen Namen, fügte er bei der Namensgebung von Fritzdorf die Silbe „frig“ dem Namen vor. Diese Silbe ist ein Hinweis auf das vorgeschichtliche Heiligtum der Göttin Frigga, das im Zusammenhang mit dem Fundort des Fritzdorfer Bechers gesehen werden kann. So entstand der Ortsname Frigbodesdorph.

 

Nach der Urkunde schenkte ein gewisser Wigbert dem Kloster Lorsch die ihm von Erkenbert übergebenen Besitzungen zusammen mit einer hörigen Familie von sieben Personen in pago rigorinse (Übersetzung: das Gebiet, in dem Ripurarier wohnen) in Pissenheim (dem heutigen Werthhoven), Fritzdorf, Remagen und in Eckendorf und an der Ahr. Der Wortlaut der Übersetzung der Urkunde von Hammerschlag kann hier nachgelesen werden:

 

Lorscher Codex„Im Namen Christi am 11. Dezember im dritten Jahre der Herrschaft unseres Herrn Karl Königs der Franken und Langobarden: So schenke ich - Wigbert - dann dem hl. Märtyrer Lauresham am Fluss Wisgos ruhen, vielmehr jener hl. Gemeinschaft von Mönchen, die dort Gott zu dienen sich bemühen, wo der verehrungswürdige Mann Grundeland als Abt wirkt und will, dass die Schenkung für immer gilt und versichere aus eigenem wohlmeinendem Entschluss: Den Besitz, den mir Erkenbert, der das Verfügungsrecht darüber hatte, übergab mit der Verpflichtung, ihn für das Heil und die Erlösung seiner Seele anzuwenden, was ich hiermit getan haben will, diesen Besitz also: im pago hgorense in der Mark Pissenheim (heute Werthhoven) und Fritzdorf, und in Remagen und in Eckendorf oder auch an der Ahr, mit Wegen, Wegerechtsamen, Ländereien, Feldern, Wiesen, Weiden. Wäldern, Weinbergen, Forsten, Häusern, Gebäudlichkeiten, Nebengebäuden mit allem Zubehör, Wasserläufen und ihren Abzweigungen, mit Gesinden, die also heißen: Mothere kund seine Gattin Berthlinde und ihren Kindern Walther, Gutzelind, Germund, Balther, Theutlind. kurz alles, was er an den vorgenannten Orten besaß, das alles und in jeder Beziehung schenke ich ganz und ungeteilt vom heutigen Tag ab dem Kloster und übergebe und übereigne ihm im Namen Gottes für ewig zum Besitz. Ihr sollt freies und unbestreitbares Verfügungsrecht in jeder Beziehung darüber haben, mit der Macht, es zu schenken, zu tauschen oder was immer ihr damit von jetzt ab tuen wollet.

 

Wenn aber einer - ich glaube ja nicht, dass es geschieht-, wenn ich selbst oder irgend einer meiner Erben oder Anerben oder irgend eine widerstrebende Person gegen dieses Schenkungstestament aufzutreten und es nichtig zu machen oder zu ändern wagen sollte, so soll das ihm nicht erlaubt sein, sondern er solle zu Gunsten jenes Klosters den doppelten Wert und noch einmal soviel der königlichen Kasse geben.

 

Diese gegenwärtige Schenkung soll zu jeder Zeit fest und dauernd bleiben, gestützt auf diesen Kontrakt. So geschehen zu Remagen oder vielmehr Lauresham am Tage und zu der Zeit wie oben angegeben. Unterschrift: Wigbert, auf dessen Antrag die Schenkung erfolgte und rechtlich gesichert wurde. Unterschrift des Gaugrafen Angilger seines Begleiters Gunibald und anderer. Ich, der Priester Thutearnus, habe es auf Antrag geschrieben.“

 

Das Jahr 770 ergibt sich aus der Tatsache, dass Pippin vor seinem Tod im Jahre 768 sein Reich unter seinen beiden Söhnen aufgeteilt hatte: Karlmann erhielt die Mittelmeerküste, Burgund und Alemannien, Karl den Rest des Reiches von den Pyrenäen bis Thüringen. Trotzdem veranstalteten die Fritzdorfer Bürger ihre 1200-Jahrfeier erst im Jahre 1974und die 1250-Jahrfeier 2024. Grund dafür könnte sein, dass im Jahre 773/774 Karl die Langobarden besiegte, die Hauptstadt Pavia eroberte und danach den Titel Rex Langobardorum (König der Langobarden) annahm. So feiert das Dorf das Ereignis vier Jahre später.

 

Quellen:

 

Hammerschlag, Urkundliches und Mündliches über Eckendorf Kreis Ahrweiler- und seine Umgebung, Koblenz 1936. S. 7 und 8 Franz Müller, Leben rund um den Wachtberg