Im Jahre 1995 kam es in Fritzdorf zu einem zwar nicht einmaligen, so doch aus traditioneller Sicht einzigartigen Ereignis. Es begann am 21. Januar 1995. Auf der Jahreshauptversammlung des
Junggesellenvereins „Mailehenverein“ Fritzdorf wurde mit knapper Mehrheit der Beschluß gefasst, daß in diesem Jahr die Fritzdorfer „Junggesellinnen“ die Aktivitäten um die Maifeierlichkeiten
durchführen sollten. Und dazu würden nicht nur die Veranstaltungen rund um Großkirmes und den Maifeierlichkeiten gehören, sondern auch die Versteigerung der männlichen „Mailehen“, Stellen der
Maikönigin verbunden mit dem Aufstellen der Maibäume.
Schon am 30. Januar um 20.00 Uhr fand das erste Treffen statt. Wörtlich wurden die unverheirateten Frauen so eingeladen:
„Alles neu macht der Mai – Jetzt übernehmen wir das Ruder! In diesem Jahr gestalten die Frauen (nämlich wir) das Steigern. Da zum ersten Treffen (21.10.94) unglücklicherweise nicht jede eine
Einladung erhalten hat (Organisation der Männer!), laden wir nun zur Besprechung für Montag, 30. Januar, 20 Uhr in der „Schwalbe“ ein.“
Dieser Einladung folgten dann auch neun Frauen. Diese wählten sich sogleich einen Vorstand mit folgenden Posten:
Vorsitzende: Heidi Kunze
Stellvertretende Vorsitzende: Ilona Sieburg
Kassiererin: Heike Schoenenberg
Schriftführerin: Ulrike Spindler
Spieleleiterin: Nicole Wachendorf
Dieser Vorstand traf sich dann mit dem Vorstand der Junggesellen, um die Organisation des Junggesellenfestes zu besprechen. Dabei wurden auch die Regeln für das Steigern der männlichen
Jugendlichen aufgestellt:
- Grundgebot 5,- DM
- Jedes Mädchen musste zwei Jungen ersteigern
- Wenn ein Mädchen nicht zwei Jungen ersteigert, war ein sofortige Strafe von 50,- DM zu zahlen
- Der Betrag für den ersteigerten Junggesellen war sofort in bar fällig
- Als Gebot galten Zurufe oder eindeutige Zeichen über dem Kopf
Am 8. April fand unter Leitung der Usklöpperin Ulrike Spindler das Steigern statt. 16 Junggesellinnen waren in den kleinen Saal der Gaststätte „Zur Schwalbe“ gekommen. Die 43 Junggesellen wurden
für eine Gesamtsumme von 757,- DM versteigert. Danach wurde ein Maikönig ausgesucht.
Doch der Auserkorene erteilte den Mädchen eine Absage , und so traf es wie auch schon in vergangenen Jahren einen, der zufällig in der Gastwirtschaft an der Theke saß. Rolf Esser ließ sich nach
kurzem Gespräch von seiner Freundin Heike Hommes überreden und so hatten die Mädchen an diesem Abend ein Maikönigspaar gefunden.
Am Samstag, dem 22. April wurden unter männlicher Mithilfe die Maibäume aus dem Wald geholt. Das Setzen der Maibäume besorgten die Mädchen aber am gleichen Abend selbst. Neben den jedes Jahr
wiederkehrenden Veranstaltungen fanden am Montag, dem 1. Mai auf dem Dorfplatz Dorfspiele für die Fritzdorfer Vereine statt. Erster Dorfmeister wurden die Ochsfort-Dancers.
Das Junggesellenfest wurde ein voller Erfolg und alle waren nach den Feierlichkeiten hochzufrieden.
Quelle:
Wolfgang Kündgen – Bis zur Dicke Bohnen Blüte Bildquelle: JGV Fritzdorf
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"Von Bengen nach Reims" zeichnet den Weg meines Urgroßvaters Ferdinand Rieck im ersten Weltkrieg anhand von Feldpostkarten an meine Großmutter Maria Hufschlag, geb. Rieck nach.
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