Konrad Wünsche

Himpelchen und Pimpelchen

 

Manch ein Schüler kann sich noch an die Namen der beiden Zwerge erinnern, deren Abenteuer der Fritzdorfer Lehrer Konrad Wünsche der Klasse erzählte, damit die Kinder die Buchstaben besser lernen sollten.

Konrad Hellmuth Wünsche wurde am 25.2.1928 in Zwickau geboren. Der Katholik bezeichnete sich selbst als „Sohn aus einem gepflegten Bürgerhaus, der einer lutherisch-sächsischen Industriestadt“ aufwuchs. Sein Studium absolvierte er an den Universitäten in Leipzig, Thübingen und in Bonn. 1948 heiratete er die in Leipzig geborene Anna Elsa Böthig. Schon im Januar 1949 wurde der älteste Sohn Konrad Christoph, genannt Christoph in Leipzig geboren. Als Flüchtlinge kam die Familie 1950 nach Bad Godesberg. Dort wurden 1951, 1952 und 1955 die Kinder Elisabeth, Maria und Johannes Josef geboren. 1954 wurde ihm vom Regierungspräsidenten in Köln mit einer Postkarte die Stelle an der Schule in Fritzdorf zugewiesen. So fuhr er im Mai 1954 zum ersten Mal mit dem Fahrrad von Bad Godesberg zu seiner neuen Stelle nach Fritzdorf. Nach seinen eigenen Worten hatte er angesichts des Haufens von Werkstätten und Bauernhöfen nur ganz allgemein das Gefühl, in diesem Ort die Konzession für das Lehrersein zu erlangen. Da er in der ersten Zeit seiner Lehrertätigkeit noch in Bad Godesberg wohnte, fuhr er jeden Morgen mit seinem Motorrad nach Fritzdorf und nachmittags wieder zurück. Im März 1956 konnte er eine der beiden Lehrerwohnungen in der Fritzdorfer Schule auf der Oevericher Strasse 19 beziehen. Im gleichen Jahr übernahm er die Leitung des seit Jahren bestehenden Erwachsenenbildungswerks. In Fritzdorf schrieb er 1957 seine Staatsarbeit, die er als Tätigkeitsbericht zu seinen Aufgaben in Schule und Dorf Fritzdorf sowie über seine pädagogischen Ziele abfasste. Um sich im Dorfleben von Fritzdorf zu integrieren trat er 1960 als aktives Mitglied dem Männergesangsverein bei. Wie er selbst äußerte, freuten ihn seine „nötigen Gastwirtschafts- und Sportplatzbesuche“. Von 1958 bis 1974 nahm er am Fackelzug zum Martinsfest teil, hielt eine Rede am Martinsfeuer und verloste anschließend im Saal die Gewinne der Tombola.

Mitte November 1975 wurde er zum Professor an der Pädagogischen Hochschule in Berlin berufen. Kurze Zeit später zog er nach Berlin und lehrte dort als Erziehungswissenschaftler. Im Laufe seiner Lehrtätigkeit in Berlin ließ er sich von der Pädagogischen Hochschule an die Technische Universität Berlin versetzen.

Konrad Wünsche hat mehrere Bücher verfasst. Darunter befinden sich zahlreiche Theaterstücke, so das in Fritzdorf geschriebene und 1966 veröffentliche „Jerusalem, Jerusalem“. Auch seine pädagogische Abhandlung „Die Wirklichkeit des Hauptschülers. Berichte von Kindern der Schweigenden Mehrheit“ wurde in Fritzdorf bereits geschrieben und 1972 veröffentlicht. Das Buch wurde 1977 neu aufgelegt und um ein Kapitel über seine Erfahrungen über seine Zeit als Lehrer und Bürger in Fritzdorf erweitert. In seinem Buch „Der Volkschullehrer Ludwig Wittgenstein“, im Jahr 1985 herausgegeben, kommt zum Ausdruck, dass sein Leben mit dem des Ludwig Wittgenstein zu vergleichen ist. So schreibt er: „Das ergibt freilich Fragen, die ich ebenso auf mich selbst beziehen muss, sobald ich versuchen werde, Wittgensteins Leben nachzuzeichnen. Ich selbst habe, wesentlich bestimmt durch ideologische Gründe, in meinem Leben als junger Mann einmal den Sprung von der Universität in eine mir unbekannte dörfliche Umgebung gemacht, um Lehrer zu sein, und ich musste später den Sprung an die Hochschule zurück zu tun“.

Nicht nur die Namen Himpelchen und Pimpelchen sind für die Fritzdorfer Schüler mit der Erinnerung an den Lehrer Konrad Wünsche verbunden. So wissen sie heute genau, dass die Tatsache, Konrad Wünsche als Lehrer gehabt zu haben, für sie ein Glücksfall gewesen ist.

Lange lebte der ehemalige Fritzdorfer Lehrer, verheiratet mit seiner zweiten Frau Edith, in der Nähe von Bad Segeberg in einem hübchen Haus. Dort ist er im Mai 2012 verstorben. Seine letze Ruhestätte hat er auf dem Friedhof in Fritzdorf gefunden.

Das Bild links zeigt Konrad Wünsche 2005 in seinem Garten.

 

Quellen:
Gemeindearchiv Wachtberg
Konrad Wünsche, Die Wirklichkeit des Hauptschülers
Konrad Wünsche, Der Volkschullehrer Ludwig Wittgenstein
Mitteilung von Konrad Wünsche
Mündliche Mitteilung von Cornelia Netterscheidt-Ruß