Maikirmes 1978

Ich weiß nicht mehr, wann der Zettel in meinem Briefkasten landete. In dieses Jahr wurde ich zum ersten Mal eingeladen, am Versteigern der Mailehen im kleinen Sälchen der Schwalbe teilzunehmen. Wir gingen hin, an meinem Tisch saßen Manfred Bollig, Friedhelm Hommes, Werner „Illi“ Nolden, Johannes „Dubbe" Mombauer und ich.

Im Verlauf der Versteigerung wurde auch meine Freundin vom "Ussklöpper" "Barthels Peter" Mombauer ausgerufen. Die Gebote stiegen immer höher. Da ich damals nicht viel Geld hatte, konnte und wollte ich kein Gebot abgeben. Aber meine beiden Freunde Friedhelm und "Dubbe" nahmen sich vor, meine Freundin zu ersteigern. Dies bemerkten auch zwei ältere Fritzdorfer Junggesellen und trieben das Gebot weiter in die Höhe. Sie gingen fest davon aus, dass unser Tisch meine Freundin ersteigern würde. Doch als das Gebot knapp über 80 DM war, war Schluß. Friedhelm und "Dubbe" wurde es zu teuer und sie stiegen aus. Die beiden erfahrenen Junggesellen hatten meine Freundin ersteigert. Das hatten sie sich nicht so vorgestellt, aber schließlich mussten sie den hohen Betrag für meine Freundin bezahlen.

Ich habe mir dann irgendetwas aus dem Rummel für 3 DM genommen und war froh, so billig davon gekommen zu sein. Maikönig wurde Heinz Larscheid. Zu seiner Maikönigin wählte er Gisela Knebel.

Danach ging es dann mit allen Jungesellen, angeführt vom neuen Maikönig, zur nichts ahnenden Maikönigin. Die Küche der Eltern der Maikönigin war viel zu klein für all die Junggesellen. So wurde sowohl der Hof als auch die Straße vor dem Haus der Maikönigin von den Junggesellen belagert. Schnell wurde Stroh herangeschafft und vor dem Haus der Maikönigin angezündet. Als Mutprobe sprangen die Junggesellen durch die hohen Flammen über die in Brand gesteckten Strohballen. Bis früh in den Morgen wurde gefeiert unf getrunken. Der Abend hatte mir Riesen Spaß gemacht.

Der nächste Termin war das Lochbuddeln bei der Maikönigin Gisela Knebel in der Assenmachergasse / Ecke Zingsheimer Hof. Die Erde war ziemlich weich und es war ziemlich mühsam für uns Jungsteigerer, dass Loch für dem Maibaum der Maikönigin auszugraben. So stand ich irgendwann etwa 1, 50 Meter tief in dem Loch. Ich bemerkte nicht, wie sich der kleine Bruder der Maikönigin Alexander einen Spaten ergriffen hatte und damit zuschlagen wollte. Nur die Geistesgegenwart eines dabei stehenden Junggesellen – ich weiß nicht mehr, wer es war – habe ich zu verdanken, dass Alexander den Spaten nicht auf meinen Kopf geschlagen hat.

Am Kirmessamstagnachmittag wurden die Maibäume aus dem Wald geholt. Dazu gehörten auch die Dorfsbäume. Nach getaner Arbeit wurde mit den geschlagenen Maibäumen zurückgefahren. Abends wurden zuerst die beiden Maibäume für die Gastwirtschaften aufgestellt. Dann wurde der Maibaum für das Dorf auf der Eckendorfer Straße aufgerichtet. Die Stelle befand sich damals genau gegenüber unserem Haus. Als auch dieser Baum aufgestellt war, ging es zur Maikönigin. Hier war alles vorbereitet. Der Maibaum der Maikönigin wurde aufgeschlagen, die Fähnriche schwenkten ihre Fahnen und mit vielen Rufen „Maibutz, Maibutz“ wurden das Maikönigspaar aufgefordert, sich die obligatorischen Bützchen zu geben. Dann wurde sich im Hof der Maikönigin zuerst einmal mit Bier und belegten Brötchen gestärkt.

Nachdem sich die Junggesellen bei der Maikönigin „warmgetrunken“ hatten, machten sie sich gegen halb eins auf den Weg, die Maibäume für ihre Mailehen aufzustellen. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass unser Wagen um halb sechs den Abschluss bei „Klodner’s Änn“ machten, bei der es Königsbacher und Frikadellen gab. Um viertel nach sieben bin ich zu Hause gewesen.

Trotzdem war ich am Kirmessonntag noch in der Lage, am Festzug der Junggesellen durch das Dorf teilzunehmen. Zuerst wurde der Maikönig mit der Kutsche zu Hause aufgenommen.

 

Von dort aus wurde zur Maikönigin gefahren, wo der Maikönig seine Auserwählte zur Mitfahrt abholte. Auch dies ging mit Fahnenschwenken, Tanz des Maikönigspaares und vielen „Maibutzen“ vonstatten. Von dort aus ging der Zug durch das Dorf zum Kirmesplatz an der Kirche. Hier wiederholten sich das Schwenken der Fahnen, die Tänze des Maikönigspaares und die Bützchen.

Nach dem offiziellen Teil wurden den Junggesellen Schnäpse gereicht. Der Tag endete dann feucht-fröhlich.