Die Pfarrkirche St. Georg und Sebastian

Die heutige Pfarrkirche ist nicht die erste Kirche in Fritzdorf. Bereits 1292 wird zum ersten Male eine Pfarrkirche in Fritzdorf urkundlich erwähnt. Sie wurde aber 1718 abgerissen, weil sie baufällig war.

Es sollte eine neue Pfarrkirche errichtet werden. Aber zunächst muss es wohl Streitigkeiten über den Standort für die Kirche gegeben haben, denn es werden bis heute noch in der Fritzdorfer Bevölkerung verschiedene Geschichten über die Wahl des Standortes erzählt. Ob oder welche davon wahr sind, lässt sich heute nicht mehr beweisen.

So wird erzählt, dass die Kirche ursprünglich an der Eckendorfer Straße stehen sollte an der Stelle, wo heute das alte Herrenhaus der Familie Schmitz-Hübsch steht. Man schaffte das Baumaterial für die Kirche dorthin. Aber am nächsten Morgen lag es an dem Ort, wo die Kirche heute steht. Nachdem sich dieses Umräumen mehrere Male wiederholt hatte, sahen die Pfarreingessenen darin eine Fügung Gottes und entschieden sich, die Kirche an dem jetzigen Standort zu bauen. Zum Andenken an diese Begebenheit errichtete der Herr vom Sommersberg das Heiligenhäuschen.

Eine weitere Geschichte wird erzählt, dass der Standort für die Kirche dort sein sollte, wo heute das Heiligenhäuschen steht.

Eine noch andere Geschichte besagte, dass die Kirche auf der Stelle aufgebaut werden sollte, wo sich heute der ehemalige, alte Sportplatz befindet. Dann hätte sie auf der Gemarkungsgrenze genau zwischen Fritzdorf und Arzdorf gestanden. Auch dorthin soll das Material schon hingebracht worden sein. Die Fritzdorfer wollten ihre Kirche aber in ihrem Ort haben. Und so schafften sie das Material nachts heimlich wieder in den Ort zurück.

Heute steht die Kirche auf der Oevericher Straße neben dem im Jahre 2001 neu gestalteten Dorfplatz.

Schon im gleichen Jahr nach dem Abriss der alten Kirche 1718 wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt. Schon am 9. August dieses Jahres stand der Rohbau. Nur das Gewölbe wurde 1719 fertig gestellt. Etwas ins Stocken gerieten die Bauarbeiten im Jahre 1722, als es um die Baupflicht der Sakristei ging. Zunächst wollten sich die Arzdorfer Bürger nicht an den Kosten der Sakristei beteiligen. Doch schließlich wurde man sich einig und die Sakristei wurde aus freiwilligen Gaben von Arzdorfern und anderen angebaut. 1723 war die Kirche endgültig fertig gestellt.

Am Tag des St. Georgsfestes 1724, das in diesem Jahr auf den Weißen Sonntag fiel, wurde die heutige Kirche durch den Abt von Steinfeld auf Bestellung des Apostolischen Nuntius feierlich eingeweiht.

Die Kirche ist ein verputzter Saalbau aus Backsteinen, an dem im Westen ein zweigeschossiger Turm aus Bruchsteinen vorgesetzt ist. Ursprünglich war das Dach 22 Meter hoch und in Helmform. Es ist beim Kirchbrand im Jahre 1945 verbrannt und wurde durch ein flaches Pyramidendach ersetzt. Das Langhaus ist durch Strebenpfeiler gegliedert. Dazwischen befinden sich vier Rundbogenfenster auf jeder Seite. Das Schieferdach hat hölzerne Dachgauben. Im Chorscheitel hinter dem Altar ist die Sakristei angeschlossen. Im Westturm im Eingangsbereich der Kirche ist auf der linken Seite ein Rundbogenfenster. Bei der Innenausstattung fallen zunächst die neugotischen Altäre auf. Beim Hauptaltar, der 1906 geweiht wurde auf. Es handelt es sich um einen Klappaltar mit zwei Außenflügeln, auf denen die Geburt und Auferstehung von Jesus dargestellt ist. Als Mittelfigur ist im Gespränge eine Herz-Jesu-Figur zu sehen, flankiert von Moses und Elias auf der linken sowie Sebastian und Georg auf der rechten Seite. In der Altarmensa ist eine Inschrift angebracht mit folgendem Text: „In Memoriam vica Jacobi Knauer in Fritzdorf, 1845-1861, parochii ibidem 1861-1903“. Der Nebenaltar auf der linken Seite, der so genannten Evangelienseite, ist ein Marienaltar aus dem Jahre 1903. Auf ihm steht eine barocke Muttergottesfigur mit Kind, flankiert von Anna und Gertrud. Auf der rechten Seite steht der Josefsaltar aus dem Jahr 1903. In der Mitte des Altares steht eine barocke Josefsfigur flankiert von Petrus und Paulus. Beide Altäre wurden nach der Pfarrchronik 1906 aufgestellt. Vor dem Josefsaltar steht der Taufstein aus Trachyt aus dem Jahre 1100. An den Wänden sind auf jeder Seite der Kirche barocke Konsolfiguren angebracht. Auf der Südseite befinden sich Hermann-Josef, Johannes der Täufer und Potenius. Letztere stammt aus dem 16. Jahrhundert. Auf der Nordseite sind Magdalena, Katharina und Barbara, die älteste der Figuren. Die Orgelempore wird von gusseisernen Säulen gehalten. Auf ihr befindet sich ein Harmonium, das die ursprüngliche Orgel ersetzt hat. Im Westturm steht auf der rechten Seite eine Pietá aus Gips. Harmonium Die Glasfenster wurden zwischen 1904 und 1907 gefertigt und zeigen im Chor Maria in der Mandorla (1904) und die Heilige Familie in der Zimmermannswerkstatt (1906). Die restlichenPieta sechs Fenster sind Ornamentsfenster. Um die Kirche herum ist ein unregelmäßig angeordneter Friedhof angelegt. Auf diesem Friedhof sind noch 52 Grabkreuze aus dem alten Kirchhof unregelmäßig verteilt oder in die Kirchhofsmauer eingearbeitet. Diese alten Kreuze bestehen überwiegend aus Trachyt und stammen aus dem 18. Jahrhundert. Der früheste Grabstein stammt aus dem Jahre 1513 und ist in die Friedhofsmauer eingelassen. Im Osten der Kirchenumgebung steht unter einem alten Baum ein hohes Grabkreuz mit unleserlichem Chronogramm, das aus Sandstein besteht. Daneben sind drei weitere Grabkreuze bis zum Querbalken in die Erde eingelassen. Diese Grabkreuze stammen alle aus dem 18. Jahrhundert. Am westlichen Abschluss steht ein Missionskreuz aus Trachyt aus dem Jahre 1869. Es enthält eine Socke mit marmorplatte, auf denen die verschiedenen Missionen bis ins Jahr 1961 eingetragen sind. FriedhofskapelleAuf dem Friedhof steht in nordwestlicher Richtung eine Friedhofskapelle. Dort werden die Toten bis zum Begräbnis aufgebahrt.

 

Quellen:
Gemeinde Wachtberg, Gemeindearchiv
Ottmar Prothmann, 1200 Jahre Fritzdorf, 1974
Dr. Paul Heusgen, Die Pfarreien der Dekanate Meckenheim und Rheinbach, 1926

Bildquelle:
Film- und Fotoclub Fritzdorf